Innovation ist das „Buzz-Word“ jedes Meetings und ist aus keiner Diskussion mehr wegzudenken. Eine politische Ansprache ohne das Wort Innovation ist heute nur noch schwer vorstellbar. Aber was ist eigentlich Innovation und warum ist es so wichtig, dass Unternehmen und Organisationen innovieren und wir als Gesellschaft innovationsstark sind bzw. bleiben?
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Blättern wir doch mal im Duden. Hier erfahren wir, dass Innovation u.a. einfach „die Einführung von etwas Neuem“ ist. Dies sollte nicht mit der Erfindung von etwas Neuem verwechselt werden, denn Erfindungen können in Schubladen verschwinden, entweder in der eigenen oder in der eines konkurrierenden Unternehmens. Erst die Einführung und Etablierung auf dem Markt, d.h. die Präsentation der Erfindung und deren Akzeptanz durch die Käuferschaft, macht eine Erfindung zur Innovation.
Laut dem finnischen Innovationssoftwareexpertenteam von Viima beschreibt Innovation einen Prozess, der mit einer Idee beginnt, die kontinuierlich bearbeitet, hinterfragt und umgeformt wird bis daraus ein verwertbares Produkt entsteht. Das Produkt wiederum muss ständig am bestehenden Markt getestet, analysiert und verbessert werden, um in der harten Wirklichkeit der Konsumgesellschaft bestehen zu können. Erst wenn sich das neue Produkt in seiner Sparte behauptet und diese am besten auch noch dominiert, kann man von einer Innovation sprechen.
Um Innovation in einer Organisation oder einem Unternehmen durchführen zu können, ist es sinnvoll, sich die vier Schlüsselaspekte des Innovationsmanagements einmal genauer anzuschauen: die Fähigkeiten, die Strukturen, die Strategie und die Kultur.
Verändert nach Nieminen, J., Viima 2018 – Innovation Management
Fähigkeiten
Der Begriff Fähigkeiten bezieht sich in erster Linie auf das unterschiedliche Können und die Ressourcen einer Organisation zur Schaffung und Verwaltung von Innovation. Hierunter versteht man vor allem das Humankapital, da besonders die Fähigkeiten von Einzelpersonen als auch die eines Teams in hohem Maße die Innovation prägen und bestimmen. Sowohl das Know how als auch die praktischen Fähigkeiten bestimmen den Aspekt der Innovationsfähigkeit. Hierzu zählt auch noch das zur Verfügung stehende implizite Wissen innerhalb einer Organisation sowie das verfügbare Finanzkapital, mit dem Innovation umgesetzt werden kann.
Strukturen
Um die oben genannten Fähigkeiten optimal nutzen zu können, werden entsprechende Strukturen benötigt. Hierunter fällt eine gut durchdachte Organisation, die richtigen Prozesse für die Entscheidungsfindung sowie die richtige Infrastruktur für die Umsetzung von neuen Ideen. Diese Strukturen können ein Multiplikator oder eine Hürde darstellen. Innovationsteams müssen in der Lage sein, schnell zu agieren und sollten ihre Planungen unabhängig von traditionellen Entscheidungskaskaden in der Organisation treffen können, denn diese sind häufig zu rigide oder zu langsam.
Strategie
Die Strategie beschreibt den langfristigen Weg, den eine Organisation gehen möchte, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen - und zwar unter optimaler Nutzung der vorhandenen Fähigkeiten und Strukturen. Um eine Innovationsstrategie aufstellen zu können, muss man sich als erstes über die zu erreichenden Ziele klar werden und eine Vision und Mission definieren. Als zweites sollte man sich darüber im Klaren sein, welchen Markt man bedienen möchte, d.h. für welchen Markt die Innovationen eingeführt werden sollen und welche Kundenbedürfnisse sie befriedigen müssen. Dann erfolgt die Definition des Alleinstellungsmerkmals (Unique Selling Point oder Proposition, kurz USP), welches wiederum definiert, was die eigene Innovation gegenüber der Konkurrenz so attraktiv macht, dass sie am Markt einen Mehrwert erzielt.
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Kultur
Wenn man einen Blick auf innovative Unternehmen wirft und schaut, was sie so erfolgreich macht, dann spielt die Innovationskultur innerhalb des Unternehmens immer eine große Rolle. Doch was ist das und wie etabliert man eine erfolgreiche Innovationskultur?
Wie Phil McKinney 2016 in seinem Blog „Innovation Culture: What Does it Mean and Why Does it Matter?“ sehr gut beschreibt, bestehen die zentralen Komponenten einer Innovationskultur aus:
Die Angestellten müssen wissen, dass sie für das Unternehmen wertvoll und wichtig sind. Die Schaffung eines Gefühls der Eigenverantwortung für alle ist ein Prozess, der sich auf die Gesamteinstellung jeder einzelnen Person in Ihrem Unternehmen auswirkt. Die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen und den formulierten Zielen ist ein wichtiger Schritt für die Bereitschaft, sich einzubringen und nicht nur „Geld zu verdienen“. Hierdurch entstehen ein höheres Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein, Ideen äußern zu dürfen, auch wenn diese zunächst undurchführbar erscheinen. Diese Ideen müssen von der Unternehmensleitung aufgegriffen und ernsthaft diskutiert und abgewogen werden, selbst wenn oder gerade weil sie „schlecht“ klingen.
Innovative Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie das stille Wissen und die schlummernden Ideen ihrer Angestellten suchen und diese fördern. So etablierte 1981 der Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen am Rhein das „Felix Findig“ Programm. Bei dem betrieblichen Vorschlagswesen wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebeten, ihre Verbesserungsvorschläge zu Themen wie Standortsicherheit, Förderung der Zusammenarbeit oder etwa Optimierung der Produktion einzureichen. Die besten Vorschläge wurden umgesetzt sowie mit Boni und Preisen belohnt. Das Programm existierte 25 Jahre, bevor „Felix Findig“ in den wohlverdienten Ruhestand durfte. Das System der Ideensammlung und -belohnung wird aber auch heute noch aktiv und sehr erfolgreich umgesetzt. 2019 wurden beim Ideenmanagement 7.000 Vorschläge eingereicht, von denen rund 4000 umgesetzt wurden. Durch die vorgeschlagenen Verbesserungen konnten laute BASF Einsparungen in Höhe von 32 Millionen Euro erreicht werden.
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Kommunikation kann dabei wie ein Motor für die Innovation wirken und diese befördern. Der Austausch und die Diskussionsbereitschaft innerhalb des Personals müssen zu jedem Zeitpunkt gegeben sein. Dabei ist es aber wichtig, dass es nicht nur bei der Diskussion von Ideen bleibt, sondern gute Ideen müssen auch umgesetzt werden. Manchmal lohnt es sich, Personal aus unterschiedlichen Bereichen in kreative Arbeitsbeziehungen zusammenzustellen, da sich daraus neue Ideen entwickeln und häufig Probleme durch innovative Lösungen behoben werden können. Wichtig ist dabei auch, dass Kommunikationskanäle offen gehalten werden und die Kommunikation nicht innerhalb einer Organisationseinheit versandet.
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Aber Ideen und gemeinschaftliche Diskussion und Stimulation nutzen nichts, wenn vom Unternehmen keine entsprechenden Ressourcen zur Verwirklichung bereitgestellt werden, denn Ideen müssen getestet und überarbeitet werden können. Da Ressourcen endlich sind, braucht es neben der Verfügbarkeit auch einen Fokus seitens der Unternehmensleitung, damit nur vielversprechende Ideen weiterentwickelt werden. Damit die Unternehmensleitung eine Entscheidungsgrundlage hat, welche Ideen mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen weiterentwickelt werden und welche gestoppt werden sollen, braucht es eine Entscheidungsgrundlage für jedes Innovationsprojekt.
Eine echte Innovationskultur schafft ein Umfeld, in dem Kreativität und Risikobereitschaft gefördert werden und die Innovation im gesamten Unternehmen gedeiht. Kein Mitglied des Unternehmens sollte von diesem Prozess ausgeschlossen werden. Um voranzukommen, müssen die Angestellten den nächsten Schritt im Prozess verstehen und bereit sein, daran mitzuarbeiten sowie Verantwortung zu übernehmen.
Fazit
Innovation…ist nicht nur etwas Neues. Innovation ist ein Prozess, bei dem ein neuer Wert geschaffen wird. Dies kann z.B. die Erneuerung eines Produkts oder einer Dienstleistung sein, die aus kreativen Ideen entwickelt wurden. Die Umsetzung kann u.a. auf neuen Verfahren oder neue Techniken basieren. Dazu benötigt es verschiedene Fähigkeiten und Strukturen. Um Innovation zielgerichtet zu betreiben braucht man eine Strategie und die Erfolgschancen steigen, wenn die Angestellten diese Strategie leben und eine entsprechende Kultur entwickeln.